Sonderurlaub zur Hochzeit
Die Hochzeit ist ein bedeutender Meilenstein im Leben eines jeden Paares. Neben all den Vorbereitungen und Freudenmomenten stellt sich oft die organisatorische Frage, ob es möglich ist, Sonderurlaub für diesen besonderen Tag zu nehmen.
Beim Thema „Sonderurlaub für die Hochzeit“ kommt es vor allem darauf an, um wessen Hochzeit es sich handelt. Es ist nicht möglich, für jede Hochzeit im Verwandten- und Bekanntenkreis, zu der man eingeladen wird, Sonderurlaub beantragen kann.
In diesem Artikel erfahrt Ihr alles, was Ihr über den Sonderurlaub im Rahmen der (eigenen) Hochzeiten wissen müsst.
Was versteht man unter Sonderurlaub?
Unter Sonderurlaub versteht man eine Freistellung von der Arbeit, die einem Arbeitnehmer zusätzlich zum regulären Erholungsurlaub gewährt wird. Dieser Sonderurlaub wird in der Regel aus besonderen persönlichen oder familiären Gründen gewährt und ist meist im Arbeitsvertrag, in Tarifverträgen oder in betrieblichen Vereinbarungen geregelt.
Sonderurlaub kann für verschiedene Anlässe beantragt werden, die nicht in den Rahmen des normalen Arbeitsalltags fallen und eine vorübergehende Abwesenheit vom Arbeitsplatz erfordern. Die Dauer und die Bedingungen für den Sonderurlaub können je nach den gesetzlichen Regelungen, den Unternehmensrichtlinien und dem individuellen Arbeitsvertrag variieren.
Sonderurlaub – Wie ist die gesetzliche Lage in Deutschland?
Die gesetzliche Lage in Deutschland bezüglich des Sonderurlaubs für die Hochzeit ist durch § 616 BGB (Bürgerliches Gesetzbuch) geregelt. Dieser Paragraph behandelt die „vorübergehende Verhinderung“ von Arbeitnehmern.
Obwohl die Hochzeit nicht explizit im Gesetz als Grund für Sonderurlaub genannt wird, haben Arbeitnehmer die Möglichkeit, sich auf § 616 BGB zu berufen, um bezahlten Sonderurlaub zu erhalten. Gemäß der ständigen Rechtsprechung der Arbeitsgerichte zählt die Hochzeit zu den Ereignissen, die eine vorübergehende persönliche Verhinderung im Sinne dieser Vorschrift darstellen.
Konkret bedeutet dies, dass Arbeitgeber demnach verpflichtet sind, Sonderurlaub zu gewähren, wenn der Arbeitnehmer „für eine verhältnismäßig nicht erhebliche Zeit durch einen in seiner Person liegenden Grund ohne sein Verschulden an der Dienstleistung verhindert wird“. Die eigene Hochzeit kann als solch ein persönlicher Grund angesehen werden.
Demnach haben Arbeitnehmer in Deutschland die Möglichkeit, bezahlten Sonderurlaub bei außergewöhnlichen familiären Ereignissen wie der Hochzeit zu erhalten. Hochzeitspaare können diesen besonderen Tag so gebührend feiern und sich auf das Wesentliche konzentrieren, ohne sich um berufliche Verpflichtungen sorgen oder den Jahresurlaub kürzen zu müssen.
Wie viele Tage Sonderurlaub sind möglich?
Eine gesetzliche Regelung zur Dauer des Sonderurlaubs bei einer Hochzeit gibt es nicht. Auch § 616 BGB regelt nicht, wie viele Arbeitstage als Sonderurlaub gewährt werden müssen. Arbeitsgerichte haben aber des Öfteren entschieden, dass ein Tag Sonderurlaub für die Hochzeit angemessen ist.
Es ist ratsam, sich frühzeitig mit seinem Arbeitgeber bzw. der Personalabteilung in Verbindung zu setzen, um Klarheit darüber zu erhalten, wie viel Sonderurlaub für die Hochzeit möglich ist. Einige Arbeitgeber zeigen sich an der Stelle sehr kulant und gewähren sogar mehrere Tage Sonderurlaub. Erfahrungsberichte dazu können auf GoWork.de durchgelesen werden.
Wem steht Sonderurlaub für die Hochzeit zu?
Der Anspruch auf Sonderurlaub für eine Hochzeit richtet sich vor allem nach dem Verwandtschaftsverhältnis. Im Folgenden erläutern wir die Anspruchsberechtigten näher:
Sonderurlaub steht laut Gesetz den unmittelbar Betroffenen bzw. den nächsten Angehörigen zu. Darunter fallen die Eltern sowie die eigenen, angenommenen und adoptierten Kinder. Auch die Geschwister würden darunter fallen. Das gilt auch für die erneute Hochzeit eines Elternteils, die Goldene Hochzeit oder Silberhochzeit der Eltern.
Ob Schwager, Schwägerin oder Großeltern mit eingeschlossen wären, ist bereits Ansichtssache. Alle anderen Hochzeitsgäste haben keinen Anspruch auf Sonderurlaub. Wie ein Arbeitgeber bezahlte Sonderurlaube für den Tag der Hochzeit regelt, ist individuell unterschiedlich. Es ist oft eine Frage der Kulanz in einer bestimmten Situation.
Besteht ein Anspruch auf Sonderurlaub, wenn die Hochzeit an einem Wochenende stattfindet?
Da Hochzeiten fast immer an Wochenenden stattfinden, stellt sich die Frage, ob Sonderurlaub für die Hochzeit auch an Wochenenden beantragt werden kann.
Generell gilt dann: Arbeitnehmer, die üblicherweise an Wochenenden arbeiten, haben Anspruch auf einen Tag Sonderurlaub für den Tag der standesamtlichen Hochzeit, sofern diese dann auch auf ein Wochenende fällt.
Diese Regelung gilt jedoch nicht für diejenigen, die normalerweise am Wochenende frei haben.
Muss ein Arbeitgeber Sonderurlaub gestatten?
Bei den gesetzlich und arbeitsrechtlich anerkannten Gründen müsste er das tun. Bei den Freistellungswünschen, die Kulanzgründe betreffen, aber nicht. Für eine Verweigerung von Sonderurlaub für die Hochzeit eines Mitarbeiters müsste es aber zwingende betriebliche Gründe geben.
Wie sollten Arbeitnehmer einen Sonderurlaub für eine Hochzeit beantragen?
Der vorbereitende Blick in den Arbeitsvertrag, eine Betriebsvereinbarung oder den Tarifvertrag informiert über die Regelungen, die im Unternehmen oder der Branche gelten. Der Arbeits- bzw. der Tarifvertrag kann die bezahlte Freistellung im Sinne von § 616 BGB nämlich gänzlich ausschließen.
Es empfiehlt sich, frühzeitig mit den Vorgesetzten zu sprechen, sobald das Hochzeitsdatum feststeht und man Sonderurlaub für diesen Tag beantragen möchte. In vielen Unternehmen ist es üblich, einen schriftlichen Antrag einzureichen. Falls vom Arbeitgeber gefordert, sollte der Arbeitnehmer einen Beleg für den Sonderurlaub vorlegen. In den meisten Fällen erfordert dies ein Schreiben des zuständigen Standesamts, das das Hochzeitsdatum sowie die Identität des Brautpaars bestätigt.
Besteht ein Anspruch auf Sonderurlaub für eine Hochzeit bei Verträgen mit Gleitzeit?
Wenn eine vorübergehende Arbeitsverhinderung im Rahmen eines flexiblen Arbeitszeitmodells während der Gleitzeit auftritt, hat der Arbeitnehmer genrell keinen Anspruch auf Freistellung oder Sonderurlaub. Schließlich ist er in dieser Zeit nicht zur Arbeit verpflichtet.
Ein Anspruch auf bezahlte Freistellung oder Sonderurlaub entsteht erst dann, wenn der Umfang des Ereignisses nicht innerhalb der flexiblen Gleitzeit gedeckt werden kann und die reguläre Kernarbeitszeit beansprucht werden muss. Bei einer Hochzeit ist es in den meisten Fällen unwahrscheinlich, dass sie innerhalb der Gleitzeit umsetzbar ist.
Gibt es Sonderurlaub für die Flitterwochen?
Flitterwochen sind kein annehmbarer Grund, um einen bezahlten Sonderurlaub zu beantragen. Möglich wäre aber die Antragstellung auf unbezahlte Urlaubstage, abfeiern von Überstunden oder die Nutzung des regulären Urlaubs.
Können Auszubildende Sonderurlaub beantragen?
Hinsichtlich Sonderurlaub oder bezahlter Freistellung existieren keine separaten Regelungen für Auszubildende. Vielmehr gelten für sämtliche Arbeitnehmer dieselben rechtlichen, tarifvertraglichen oder betrieblichen Vorgaben.
Wenn bisher nicht verheirateten Eltern eines Auszubildenden heiraten, wird diesem oft ein Tag Sonderurlaub gewährt. Möglicherweise auch zum 100sten Geburtstag der Großmutter, weil das ein außergewöhnlich seltenes Ereignis ist. In der Regel wird jedoch nur Sonderurlaub gewährt, wenn es um einen Angehörigen ersten Grades geht.
Können Minijobber Sonderurlaub beantragen?
Paragraf 616 BGB hat Gültigkeit für alle Beschäftigungsverhältnisse. Unabhängig davon, ob jemand eine Vollzeit- oder Teilzeitstelle innehat oder nur als Aushilfe in einem Unternehmen tätig ist, darf er Sonderurlaub beantragen, wenn ein Termin auf einen seiner Arbeitstage fällt. Der Termin für die eigene Hochzeit muss nicht auf die Schicht- und Einsatzpläne Rücksicht nehmen.
Sonderurlaub bei Hochzeit in Österreich
Während Arbeitnehmer in Deutschland ein Recht auf Sonderurlaub für ihre Hochzeit haben, gibt es eine identische Regelung in Österreich nicht. Typischerweise wird die Gewährung von Sonderurlaub in Deutschland im Rahmen von Tarifverträgen oder Betriebsvereinbarungen festgelegt. Die Anzahl der gewährten Urlaubstage variiert je nach Branche, liegt jedoch oft zwischen einem und maximal drei Tagen. Die konkrete Gestaltung dieses Sonderurlaubs, ob vor der Hochzeit, nach der Hochzeit oder nur am Hochzeitstag, muss individuell mit dem Arbeitgeber abgestimmt werden. Arbeitnehmer sollten ihren Vorgesetzten so früh wie möglich über ihre Hochzeitspläne informieren und die Details der Urlaubstage besprechen.
Sonderurlaub bei Hochzeit in der Schweiz
In der Schweiz regelt der Landes-Gesamtarbeitsvertrag (L-GAV) bezahlte arbeitsfreie Tage, darunter auch Sonderurlaub. Arbeitnehmer haben gemäß dem L-GAV Anspruch auf bezahlte arbeitsfreie Tage, wenn bestimmte Anlässe, wie die eigene Hochzeit, eintreten. Die genaue Anzahl dieser Tage variiert je nach den Vereinbarungen im L-GAV. Es ist wichtig, den eigenen Arbeitsvertrag und den geltenden L-GAV zu konsultieren, um die spezifischen Regelungen für den Sonderurlaub zur Hochzeit zu erfahren. In einigen Fällen kann die allgemeine Rechtsprechung gelten, die beispielsweise bei der eigenen Hochzeit eine Freistellung von 2 bis 3 Tagen vorsieht. Arbeitnehmer sollten ihre individuellen Verträge und Unternehmensrichtlinien prüfen, um die Details für ihren Sonderurlaub zu klären.
Sonderurlaub bei Hochzeit – Zusammenfassung
Die Möglichkeit, Sonderurlaub bei Hochzeit zu erhalten, ist eine wichtige Unterstützung für Arbeitnehmer, um dieses besondere Ereignis gebührend zu feiern. Die gesetzlichen Regelungen variieren in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Grundsätzlich haben Arbeitnehmer jedoch das Recht auf Sonderurlaub bei ihrer eigenen Hochzeit, der Hochzeit ihres Ehepartners oder Lebenspartners sowie bei Hochzeiten enger Familienmitglieder. Es ist empfehlenswert, die genauen Bestimmungen im Arbeitsvertrag oder in den betrieblichen Richtlinien nachzulesen und den Sonderurlaub rechtzeitig mit dem Arbeitgeber abzusprechen.
Abschließend lässt sich festhalten, dass der Sonderurlaub bei Hochzeit eine wertvolle Möglichkeit ist, Arbeit und persönliche Ereignisse in Einklang zu bringen und den bedeutenden Schritt ins Eheleben gebührend zu feiern. Indem Arbeitgeber und Arbeitnehmer kooperieren und die geltenden Regelungen beachten, kann dieser besondere Moment angemessen gewürdigt werden.